ARD-Expertin verrät entscheidenden Unterschied zwischen Neuer und ter Stegen (2024)

Almuth Schulth wird bei der Heim-EM wieder als Expertin dem Team der ARD angehören. In dieser Rolle gab es für sie beim Turnier 2021 viel Lob. Im Express.de-Gespräch äußert sich die Torhüterin.

Bei der EM 2021 gab Almuth Schult ihr Debüt als ARD-Expertin. Anschließend gab es viel Lob für ihre Analysen in der TV-Runde. Auch bei der Heim-EM 2024 wird die Torhüterin des Hamburger SV im Einsatz sein. Diesmal sogar direkt im Stadion. Mit Express.de sprach die dreifache Mutter über die Aufgabe und ihre Zukunft.

Wie anstrengend war es für Sie, sich nach der nächsten Geburt zurück auf den Fußballplatz zu kämpfen?

Almuth Schult: Es war auf jeden Fall anders. Einerseits hatte ich jetzt keinen Verein, musste mich also selbst sehr stark beim Training organisieren. Auf der anderen Seite hatte ich die Erfahrung nach der ersten Geburt. Dennoch ist die Aufgabe beim Hamburger SV anspruchsvoll. Ich habe eine lange Fahrtzeit zum Training. Wenn es gut läuft, sind es pro Weg zwei Stunden.

Wollen Sie denn noch eine weitere Saison spielen?

Almuth Schult: Es ist alles offen. Ich weiß selbst nicht, wohin es geht. Wenn die Saison rum ist, werde ich ein Fazit ziehen und mit meinem Mann besprechen, wie es für uns mit den Kindern hinhaut. Wir müssen dann ehrlich überlegen, wie viel Energie so etwas kostet und wie viel es bringt.

Die ARD hat Sie im Dezember 2023 fest als Expertin verpflichtet. War das schon ein erster Schritt in die neue berufliche Zukunft?

Almuth Schult: Ich bin dem Sender unglaublich dankbar. Die Chance bekommen nicht viele und mir macht es sehr viel Spaß. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, ob ich es zurück auf den Platz schaffe, weil ich keinen Verein hatte. Da gab mir das eine gewisse Sicherheit. Durch den Vertrag bis 2025 weiß ich, dass ich regelmäßig Einsätze habe. Natürlich kann ich mir auch einen kompletten Wechsel vorstellen. In meiner Fußball-Karriere durfte ich sehr viel erleben. Jetzt noch mal zu spielen, ist ein Bonus. Auf dem Platz zu stehen, ist meine Leidenschaft. Wenn es aber nicht mehr geht, ist es auch nicht tragisch.

„Bei meinen Outfits und beim Styling waren nicht alle zufrieden“

Nach Ihrer Expertinnen-Premiere 2021 gab es viel Lob. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Almuth Schult: Mein Ziel war es, gut vorbereitet zu sein, um Informationen weiterzugeben, die den Zuschauerinnen und Zuschauern etwas bringen. Ich bin zudem eine Person, die immer versucht authentisch zu sein. Authentizität ist mir wichtig, auch bei anderen Menschen. Das hat anscheinend ganz gut geklappt. Natürlich habe ich die Auftritte auch reflektiert und bekam nach den Sendungen Feedback auch aus der Familie.

Und? Waren die auch glücklich?

Almuth Schult: Bei meinen Outfits und beim Styling waren nicht alle zufrieden. Inhaltlich dagegen meistens schon (lacht). Mir macht der Job Spaß und ich hoffe, die Menschen merken das.

Hatten Sie anfangs nicht die Befürchtung, nur die Quoten-Frau für die TV-Runde zu sein?

Almuth Schult: Natürlich haben wir, als das Angebot kam, auch diskutiert, ob das ernst gemeint ist. Da haben wir auch kritische Gespräche geführt, ob ich mich der Aufgabe gewachsen fühle. Es hätte ja auch ein ganz anderes Medienecho geben können. Ich habe aber immer die Rückendeckung gespürt und war mir sicher, dass ich aufgrund meiner Expertise ins Team genommen wurde, nicht, um irgendeine Quote zu erfüllen.

Die Heim-WM der Frauen 2011 haben Sie auf dem Platz erlebt. Wie sind Ihre Erinnerungen an die WM 2006?

Almuth Schult: Leider war ich nicht im Stadion. Aber wir haben natürlich viel geschaut, zu Hause oder mit Freunden und beim Verein. 2006 habe ich mein erstes Länderspiel in der U15-Nationalmannschaft bestritten. Das gab mir noch mal einen ganz anderen Bezug. Das Turnier hat im Ausland viele Vorurteile widerlegt. Deutschland war plötzlich nicht mehr so prüde, wir waren gastfreundlich. Auf einmal trugen alle Trikots, Fahnen hingen an den Häusern, dieser Nationalstolz hat mich gefreut.

Almuth Schult: Sie hätte auch Manuel Neuer als EM-Keeper gewählt

Warum ist es bei der Nationalmannschaft in den letzten Jahren so schlecht gelaufen?

Almuth Schult: Uns hat die Konstanz gefehlt. Man sieht, dass wir grundsätzlich Weltklasse-Einzelspieler haben, die in ihren Vereinen funktionieren, nur im Zusammenspiel passte es nicht. Bei der EM ist alles möglich. Da kommt es auf die Tagesform an. Die Euphorie kann auch viel bewegen. Südkorea hat bei der Männer-WM 2002 über den Möglichkeiten gespielt, Australien und Neuseeland bei der Frauen-WM 2023. Die Fans können einen großen Anteil haben. Ich setze darauf, dass es einen Zusammenschluss im Land gibt, dass die Menschen sich hinter das Team stellen und die Mannschaft das Herz der Fans auf dem Platz widerspiegelt.

Wie beurteilen Sie als Top-Torhüterin Julian Nagelsmanns Entscheidung, mit Manuel Neuer als Nummer eins ins Turnier zu gehen?

Almuth Schult: Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen sind Weltklasse. Wenn beide topfit sind, auf Top-Niveau spielen und ich mich entscheiden müsste, hätte ich vielleicht auch Neuer gewählt. Er hat noch mal ein paar Prozentpunkte mehr zu bieten. Außerdem geht es um die Rolle, die die Spieler abseits der fußballerischen Qualität ausfüllen.

Neuer kann der Mannschaft vielleicht noch mal etwas Besonderes geben, weil er die Erfahrung hat, wie man Turniere spielt. Ter Stegen war zwar auch häufig dabei, hat aber nur den Confederations Cup gespielt. Man kann mit beiden nicht viel falsch machen. Beide haben eine super Spieleröffnung, spielen gut mit, sind athletisch und gut ausgebildet. Im Tor haben wir die wenigsten Sorgen.

Von Marcel Schwamborn

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